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Volkskrankheit Diabetes – Lebensstiländerung lohnt sich immer

Im Jahr 2030 wird es in Österreich schätzungsweise mehr als 800.000 DiabetikerInnen geben. Rund ein Drittel der Typ-2- Diabetiker weiß nichts von der Krankheit bis Folgeschäden an Augen, Nieren, Herz etc. festgestellt werden. Risikofaktoren sind genetische Disposition, Übergewicht, Alter, Stress, Rauchen, Bewegungsmangel, Fettstoffwechselstörung und Bluthochdruck. Lebensstilveränderung lohnt sich immer – sowohl zur Vorbeugung als auch zur Therapie. Früherkennung und adäquate Behandlung verbessern zusätzlich die Prognose. 

Ist ein Elternteil Typ 2-Diabetiker beträgt das Risiko des Kindes 25 bis 50 % auch zuckerkrank zu werden. Durch regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und Normalgewicht kann diese Disposition ausgeglichen und Diabetes verhindert werden. Ob und wie schnell sich ein Diabetes manifestiert, hängt in großem Ausmaß vom Lebensstil ab.

Bei der Entstehung der Volkskrankheit spielen Insulinmangel und Insulinresistenz  zusammen. Insulinmangel heißt, dass die Betazellen der Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin produzieren und so Zucker im Blut bleibt. Insulinresistenz bedeutet, dass die Körperzellen unempfindlich gegenüber Insulin sind und es nicht „durch“ lassen, was den Blutzucker ebenfalls erhöht.

Weitere Risiken: 

  • Alter: Ab 40 bis 45 Jahren lässt die Wirkung des Insulins langsam nach. Der Stoffwechsel wird langsamer und auch die Gefäße werden mit dem Alter weniger elastisch, was Folgen des Diabetes verstärken kann. 
  • Bauchumfang – Apfeltyp: Das Bauchfett oder viszerale Fett sendet Substanzen aus, die Entzündungsprozesse im Körper auslösen können, die Blutgefäßwände schädigen. Der kritische Bauchumfang liegt bei Frauen bei 88 cm und bei Männern bei 102 cm. Regelmäßige Bewegung und Gewichtsreduktion lassen das Bauchfett schmelzen.
  • Übergewicht: 90 % der Diabetiker sind übergewichtig. Vor allem Weißmehlprodukte mit wenig Ballaststoffen lassen den Blutzucker in die Höhe schnellen. Ausgewogene, pflanzlich basierte Kost und die Reduktion von tierischen Fetten sowie Bewegung hilft das Normalgewicht zu halten bzw. wieder zu erreichen. 

Apropos Ernährung und Zucker: Früher hieß es, dass für Diabetiker absolutes Zuckerverbot gilt. Nach neueren Erkenntnissen sind kleine Mengen Zucker in verarbeiteter Form wie in Mehlspeisen durchaus ab und zu erlaubt. Von Zucker im Kaffee oder Tee und von gesüßten Limos aber die Finger lassen. Allgemein gilt: Was für Nicht-Diabetiker gesund ist, ist auch für Diabetiker gesund. Der Konsum von Diabetikerlebensmitteln wie Diabetikereis oder -schokolade ist nicht notwendig.

  • Bewegungsmangel: Bewegung beugt vor und ist auch als wirkungsvolle Therapie erwiesen! Studien zeigen, dass Diabetiker, die sechs Monate lang regelmäßig Ausdauer und Kraft trainiert haben, ihren Langzeitzuckerwert (Hba1c) mehr senken konnten als eine Vergleichsgruppe mit Medikamenten. Bewegung schafft mehr Muskelmasse, kurbelt den Stoffwechsel an, macht fitter und agiler. Schon zwei Stunden wöchentliches schnelles Gehen ist gut. Dazu kräftigende Übungen ein, zwei Mal pro Woche. Die Bewegung muss Freude machen, sich nicht überfordern. 
  • Bluthochdruck: 40 Prozent der Diabetiker haben schon vor der Diagnose Bluthochdruck und die Zahl steigt im Verlauf der Krankheit auf rund 70 %. Das Metabolische Syndrom aus Bluthochdruck, Übergewicht, hohen Zucker- und Cholesterinwerten ist Gift für die Gefäße und erhöht das Infarkt- und Schlaganfallrisiko.
  • Fettstoffwechselstörung: Hohe Cholesterinwerte – vor allem LDL-Cholesterin – schädigen die Gefäße.
  • Prädiabetes: So bezeichnet man die Vorstufe, bei der die Zuckerwerte schon leicht erhöht sind. Die Gefahr, dass sich in den folgenden Jahren Diabetes manifestiert, ist hoch. In diesem Vorstadium kann durch konsequente und anhaltende Lebensstilveränderung die Erkrankung oftmals noch verhindert werden. Die Reduktion des Gewichts um 5-10 % und wöchentliche Bewegung von 150 Minuten sind empfohlen. 
  • Schwangerschaftsdiabetes: Er erhöht die Gefahr, in späteren Jahren zuckerkrank zu werden. Auch die Kinder solcher Frauen, die oftmals ein Geburtsgewicht über 4 Kilo auf die Waage bringen, haben ein erhöhtes Risiko.
  • Rauchen: Nikotin schädigt die Gefäße und fördert eine Insulinresistenz.
  • Stress: Wie und warum negativer Dauerstress die Zuckerwerte erhöht, ist noch nicht eindeutig geklärt. Fakt ist, dass er die Manifestation von Typ 2 Diabetes fördern kann. Auf ausreichend Pausen im Alltag, immer wieder kurze Auszeiten und regelmäßige Entspannung achten. 
  • Schlafmangel und gestörter Schlaf durch Schlaf-Apnoe (Schnarchen mit Atemaussetzern) wirkensich negativ auf die Blutzuckerwerte aus. 

Herz, Nieren, Augen, Nerven sind gefährdet

Unbehandelter oder schlecht eingestellter Diabetes schädigt sowohl die kleinen Gefäße in Augen, Nieren und als auch die großen Gefäße durch „Verkalkung“, was die Gefahr für Herzinfarkt, Schlaganfall und periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit) erhöht. Da die Wundheilung herabgesetzt ist, Schmerz- und Druckempfindlichkeit sowie Durchblutung mit der Zeit schlechter werden, droht bei unzureichender Behandlung ein diabetisches Fußsyndrom, das zu Amputation führen kann. Füße regelmäßig selbst auf rote Stellen, Risse und Wunden kontrollieren. Schon bei kleinsten Wunden, rasch den Arzt konsultieren.

Hausarzt erster Ansprechpartner in der Langzeitbehandlung

Zur Langzeitbegleitung bietet das Team von „Hausarztmedizin Plus“ in Haslach für Diabetiker das Disease Management Programm „Therapie aktiv -Diabetes im Griff“ an. Die Haslacher Arztpraxen waren schon beim Pilotprojekt dabei. Mittlerweile ist die wohnortnahe integrierte Versorgung in ganz Österreich implementiert, bei der der Hausarzt, niedergelassene Fachärzte und Krankenhaus ein Netz zur interdisziplinären Versorgung bilden. Neben diversen Untersuchungen alle paar Monate gehört die Schulung der Betroffenen zum Selbstmanagement zu den Fixpunkten. Ziel ist es, Folgeerkrankungen hinauszuzögern, optimale individuelle Langzeitbetreuung zu schaffen, die Kompetenz für den Umgang mit der Krankheit zu erhöhen, um die Lebensqualität hoch zu halten. 

Diabetes ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Jedem Betroffenen muss klar sein, dass er durch sein Verhalten mitbestimmt, wie sich seine Krankheit entwickelt. 

Foto: Welt Foto erstellt von jcomp – de.freepik.com

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