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Krankhaftes Übergewicht ist eine chronische Erkrankung und keine Charakterschwäche

Es geht nicht um zwei, drei Kilos, die sich so mancher von uns „zu dick“ fühlt, sondern um Übergewicht ab einem BMI von 25 und darüber. Je ausgeprägter und je länger das Übergewicht oder die Fettleibigkeit besteht, desto größer sind körperliche Beschwerden und Folgeerkrankungen wie etwa Diabetes, Arthrose, Bluthochdruck etc. Auch Depressionen und Stigmatisierung beeinflussen die Lebensqualität oftmals schwer. Manche Risikofaktoren für Adipositas kann man durch seinen Lebensstil verhindern.

Das eine oder andere Speckröllchen, das über den Winter und die Feiertage angewachsen ist, werden viele im Frühjahr durch konsequentes Bewegungsprogramm und vorübergehende Reduktion der Kalorienzufuhr relativ rasch wieder los. Wobei bei jeder Gewichtsreduktion von einseitigen Diäten und Hungern gewarnt wird.

Rund 41 % der österreichischen Bevölkerung ist laut Statistik übergewichtig, Männer häufiger als Frauen. Laut WHO sind 18 % der Männer und 15 % der Frauen adipös.

Besorgniserregend sind auch die Zahlen bei Kindern und Jugendlichen. Da gelten mehr als 36 % der Burschen und mehr als 25 % der Mädchen als übergewichtig, 13 % der Burschen und 8 % der Mädchen davon als adipös. Kinder, die vor der Pubertät übergewichtig sind, haben ein hohes Risiko auch als Erwachsene übergewichtig zu sein und frühzeitig zu erkranken. Bei Kindern spielen neben der genetischen Veranlagung vor allem Bewegungsmangel und falsches Essverhalten eine ursächliche Rolle.

Apfel- und Birnentyp

Übergewichtige können auch fit und gesund sein, adipöse Menschen sind das meist nicht. Ab einem BMI (Body-Maß-Index) von 30 spricht man von Adipositas oder Fettsucht. Das ist kein Figurproblem charakterschwacher Menschen, sondern eine chronische Erkrankung, die zum Kreis der hormonellen, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten gehört. Dabei meint man die krankhafte Ansammlung von Fettgewebe, das gesundheitliche Schäden verursacht. Der BMI wird so berechnet: Gewicht (in kg) dividiert durch die Größe (in m) zum Quadrat. Formel: BMI = Gewicht/Größe². Er gilt als Richtwert und hat die Schwäche, dass er Geschlecht und Alter nicht berücksichtigt.

Nicht nur die Menge von Fett, sondern wo es sich ansammelt, sagt etwas über seine Gefährlichkeit aus. Fettspeicher in der Bauchregion gelten als besonders ungünstig. Man spricht in diesem Fall vom Apfeltyp oder viszeralen Bauchfett, das eher für Männer typisch ist. Bei Frauen reichert sich Fett oft an Hüften und Oberschenkeln an, dann spricht man von Birnentyp. Ab einem bestimmten Grad ist aber auch der Birnentyp nicht vor Folgeproblemen gefeit. Deutlich erhöht ist das Risiko für Erkrankungen bei Männern ab einem Bauchumfang von 102 cm und bei Frauen ab 88 cm. Grund dafür sind Botenstoffe, die das Bauchfett erzeugt, sogenannte Adipokine, die den Stoffwechsel und andere körperlichen Funktionen negativ beeinflussen.

Adipositas ist nur vielschichtig, nämlich mit Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie sinnvoll zu behandeln. Ob Operationen wie etwa ein Magenband oder -bypass in Frage kommen, muss individuell mit der Hausärztin/dem Hausarzt oder der behandelnden Internistin oder dem Internisten abgeklärt werden.

Nicht nur Herz-Kreislauf und Gelenke leiden

In diesem Artikel liegt der Schwerpunkt auf den Folgen von krankhaftem Übergewicht, ohne effektive Behandlung. Dazu zählen:

  • Herz-Kreislauf-Probleme, eingeschränkte Leistungsfähigkeit: Herz und Kreislauf werden schon bei geringer Leistung stark gefordert, was zu Kurzatmigkeit und Atemnot führt. Herz und Lunge schaffen es dann nicht mehr, den erhöhten Sauerstoffbedarf zu kompensieren, was zu Sauerstoffmangel in Gewebe und Blut führt. Weil Betroffene durch Bewegung schnell ins Schnaufen kommen, wird diese oftmals gemieden, was zu weiterer Gewichtszunahme führen kann. Das Risiko für Arteriosklerose und damit für Herzinfarkt und Schlaganfall ist erhöht.
  • Gelenkverschleiß: Besonders häufig treten Arthrosen von Knie-, Hüft- und Sprunggelenk auf. Auch das Risiko für vorzeitigen Verschleiß der Bandscheiben mit Bandscheibenvorfällen steigt.
  • Erhöhte Krebsgefahr: Für verschiedene Krebserkrankungen gilt ein Zusammenhang mit Adipositas als erwiesen. Der Zusammenhang ist je nach Krebsart unterschiedlich stark, bei Brust-, Darm-, Speiseröhren-, Nierenzell-, Gebärmutter- und Bauchspeicheldrüsen laut Untersuchungen erheblich. Aber auch Leber-, Gallenblasen-, Eierstock-, Schilddrüsen- und Magenkrebs, Multiples Myelom und Hirntumore sind mit Fettleibigkeit assoziiert.
  • Typ-2-Diabetes
  • Vermehrtes Schwitzen: Fettgewebe leitet Wärme schlecht ab, was zu übermäßigem Schwitzen führt.
  • Reflux (Sodbrennen): Das Bauchfett drückt oftmals auf den Magen, wodurch Magensaft zurück in die Speiseröhre gepresst wird.
  • Schlafapnoe: Beim obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (Schnarchen) erschlafft während des Schlafs die Muskulatur der oberen Atemwege und es kann zu Atemaussetzern kommen, weil der Atemstrom unterbrochen wird. Bei schwer Übergewichtigen kommt dies häufiger vor. Die Menschen sind morgens nicht erholt, müde und unkonzentriert.
  • Gallensteine: Adipositas ist einer der Hauptrisiken für Gallensteine, weil die Patienten oftmals auch erhöhte Cholesterinwerte haben.
  • Fettleber
  • Gicht
  • Krampfadern
  • Psychische Probleme: Fettleibige sind im Alltag manchmal von Stigmatisierung betroffen, was sich auf Selbstwert und Lebensfreude negativ auswirkt, auch Depressionen und Angststörungen kommen häufiger vor. Das wiederum kann zu sozialer Isolation und Rückzug führen.

Starkes Übergewicht kommt oftmals nicht alleine vor. Viele Betroffene leiden, wie erwähnt, auch an Diabetes Typ 2, einer Fettstoffwechselstörung mit erhöhten Cholesterin- und Triglyzeridwerten sowie Bluthochdruck. Treffen zwei dieser zusätzlichen Parameter zu, spricht man vom Metabolischen Syndrom. Dieses erhöht das Risiko für Infarkt und Schlaganfall zusätzlich.

Übergewichtige, die sich nicht wohl fühlen und schwer Übergewichtige sollten keine Scheu haben, das Gespräch mit der Hausärztin, dem Hausarzt zu suchen. Gemeinsam kann ein Programm zur langfristigen Gewichtsabnahme – eventuell mit Hilfe von Diätologin/Diätologen, Physiotherapeutin/Physiotherapeuten etc. – erstellt werden oder die Ärztin/der Arzt informieren über spezielle Programme bzw. Institutionen für Behandlungsprogramme für Adipöse.

fotos: freepik

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