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Kurzsichtigkeit, die neue Volkskrankheit der Schulkinder

Sehschwächen bei Kindern werden oftmals spät entdeckt, daher bei Lese- und Abschreibfehlern auch an eine Fehlsichtigkeit denken. Dauerhaftes Nahsehen auf Handy und Tablet sowie zu wenig Tageslicht sind zwei augenfeindliche Bedingungen, die eine Kurzsichtigkeit beim Nachwuchs in den letzten Jahren stark ansteigen lassen. Bei ersten Anzeichen einer Fehlsichtigkeit zum Sehtest.

Experten sprechen von der sogenannten Schulmyopie (Schulkurzsichtigkeit). Mit rund sechs Jahren sind die meisten Kindern noch normal- oder leicht weitsichtig. Zwischen 6. und 15. Lebensjahr tritt die Myopie meist auf und pendelt sich später im Erwachsenenalter bei bis zu maximal -6 Dioptrien ein. In Europa ist mittlerweile geschätzt beinahe jeder zweite junge Mensch kurzsichtig.

Wir sind evolutionär darauf ausgerichtet, untertags den Blick ständig zwischen Horizont und nahe gelegenen Objekten hin- und her pendeln zu lassen. Heute aber verbringen Kinder die meiste Zeit damit in Hefte, auf Handy, Tablet, Laptop oder einen anderen Schirm zu schauen und das bei hohem Kunstlichtanteil. Dadurch verliert das Auge die Fähigkeit sich auf weite Entfernungen optimal einzustellen, der Augapfel wächst und wird zu lange. Die Folge ist eine Kurzsichtigkeit. Außerdem führt langes Bildschirmschauen oftmals zu trockenen Augen, Kopfweh, Müdigkeit und Konzentrationsproblemen. 

Regelmäßige Augenkontrollen

Im Rahmen des Mutter Kind Passes ist die letzte Augenkontrolle bei einem Facharzt oder einer Fachärztin für Augenheilkunde im Alter zwischen 22 und 26 Monaten vorgesehen. Danach sollten Kinderaugen jährlich, bei folgenden Warnzeichen umgehend, untersucht werden:

  • Tollpatschigkeit: Das Kind stolpert häufig, läuft gegen den Tisch, hat Probleme beim Greifen von Dingen, schafft es nicht, Bälle zu fangen etc.
  • Anstrengung beim Sehen: Kind kneift die Augen zusammen, damit es die Schrift auf der Tafel oder auf dem Wegweiser lesen kann, es reibt sich häufig die Augen, hält den Kopf schief oder schielt.
  • Besondere Nähe: Kind klebt beim Schreiben oder Lesen mit der Nase auf dem Heft/Buch oder sitzt ganz nah am Bildschirm.
  • Kind ermüdet rasch, ist unkonzentriert, unaufmerksam, macht viele Fehler beim Abschreiben und Lesen. Anstatt gleich an eine Lernschwäche zu denken, lieber zuerst einen Sehtest durchführen lassen. 
  • Häufige Kopfschmerzen

Täglich raus in die Natur und den Blick schweifen lassen

Tipps, um der Kurzsichtigkeit vorzubeugen bzw. ihrem Fortschreiten Einhalt zu gebieten:

  • Ab ins Freie: Kinderaugen brauchen im Schnitt ein bis zwei Stunden täglich Tageslicht und sollen dabei den Blick zwischen weiten und nahen Distanzen wechseln. Auch im Winter sollte der Nachwuchs eine Stunde hinaus. Ohne Handy, denn es ist kontraproduktiv für gutes Sehen, wenn die Kleinen draußen wieder nur aufs Smartphone starren. Die Lichtintensität und das Farbspektrum im Freien bremsen nachweislich das Längenwachstum des Augapfels und damit das Entstehen bzw. die Zunahme der Kurzsichtigkeit. 
  • Bildschirmzeit einschränken: Sie hat sich in den letzten Jahren stark erhöht, daher sollten fixe Regeln für die Zeit mit Handy, Tablet, Computerspielen und Fernsehen festgelegt werden. Lockdown, Homeschooling und Kontaktbeschränkungen haben in den vergangenen zwei Jahren dazu geführt, dass der Nachwuchs länger und häufiger in Bildschirme starrte und somit die Kurzsichtigkeit vor allem bei Kindern zwischen sechs und acht Jahren nachweislich zugenommen hat.

Vor- und Grundschüler sollten Handy und Tablet maximal eine halbe Stunde pro Tag nutzen, ältere Kinder maximal drei Stunden. Für optimal eingerichtete Computerplätze, bei denen der Abstand vom Auge zum Schirm 60 bis 65 cm beträgt gilt diese Regel nicht. Trotzdem sollten Kinder nicht stundenlang am PC sitzen.

Eine „coole“ Brille aussuchen

Ist eine Fehlsichtigkeit festgestellt worden, gilt es diese mit Kontaktlinsen oder Brille gut auszukorrigieren. Bei der Wahl des richtigen Brillenmodells das Kind mitentscheiden lassen. Es wird die Brille nur tragen, wenn ihm diese auch gefällt. Kinderbrillen sollen robust und leicht sein, eine Fassung und Gläser aus Kunststoff sind von Vorteil. Zudem sollte sie nicht breiter als das Gesicht sein, auf der Nase keine Druckstellen hinterlassen und an den Bügelseiten gut, aber nicht zu eng sitzen.  

Wird eine Kurzsichtigkeit nicht korrigiert und erreicht einen Wert von 6 Dioptrien, kann dies im Erwachsenenalter die Wahrscheinlichkeit für Augenerkrankungen wie Makuladegeneration und Netzhautablösungen erhöhen und der graue Star kann verfrüht auftreten.

Welche Art von Gläsern im Einzelfall sinnvoll sind oder ob etwa spezielle Kontaktlinsen, die zum Beispiel nur nachts getragen werden müssen, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit positiv beeinflussen können, mit dem Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie besprechen.

 

 

Fotos: freepik

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