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Medikamentenliste jährlich von der Hausärztin/dem Hausarzt checken lassen

Kaum jemand ist im Lauf seines Lebens vor einer Medikamenteneinnahme gefeit. Vor allem ältere Menschen mit mehreren Erkrankungen müssen verschiedene Arzneien zu sich nehmen, was die Gefahr von Wechselwirkungen birgt. Therapietreue und präzise durchgeführte Einnahme spielen für den Behandlungserfolg eine große Rolle.

1 x jährlich die Medikamentenliste bei der Hausärztin/beim Hausarzt auf Nutzen, Verträglichkeit und mögliche unerwünschte Wirkungen durchforsten lassen – So heißt die Devise für alle, die mehrere Medikamente täglich einnehmen müssen. Nach dem Motto „So wenig Medikamente wie möglich, so viel wie nötig“ gilt es unnötige Wechsel- und Nebenwirkungen zu vermeiden. Rund 10 % der Wechselwirkungen sind klinisch relevant und können sogar zu einer stationären Aufnahme führen.

Man spricht von Polypharmazie, wenn jemand fünf oder mehr Wirkstoffe täglich einnimmt. Interaktionen können die Wirkung eines Medikaments abschwächen, aufheben oder verstärken und zu zusätzlichen Symptomen wie etwa Schwindel, Magen-Darm-Störungen, Blutdruckschwankungen, Herzrhythmusstörungen führen und Nebenwirkungen potenzieren. Manchmal reicht es diverse Arzneien zeitversetzt einzunehmen, in anderen Fällen muss die Dosis angepasst oder die Konzentration eines Stoffes im Blut engmaschig kontrolliert werden. Im schlimmsten Fall muss die Ärztin oder der Arzt ein alternatives Medikament suchen.

 

Beipackzettel richtig lesen

Manche Patienten lesen den Beipackzettel erst gar nicht, andere haben nach dessen Studium so viel Angst vor Nebenwirkungen, dass sie die verordnete Dosis verringern oder das Mittel gar nicht nehmen. Bei Unsicherheiten immer Rücksprache mit der Ärztin/dem Arzt halten, nie eigenmächtig am Therapieplan „herumdoktern“.

Der Beipacktext informiert über Aspekte, die für eine sichere und effektive Einnahme wie etwa Neben- und Wechselwirkungen wichtig sind. Auch Warnhinweise wie etwa das Meiden von Sonnenbädern bei Antibiotika sind dort zu lesen. Die Auflistung all dieser Infos im Packungstext soll die Patienten sensibilisieren und nicht unnötig ängstigen.

Bei den Nebenwirkungen heißt es zum Beispiel:

  • „sehr häufig“ heißt, dass mehr als 1 von 10 Behandelten von der Nebenwirkung betroffen ist
  • „häufig“ heißt, dass zwischen 1 und 10 von 100 Behandelten betoffen sind
  • „gelegentlich” heißt, dass zwischen 1 und 10 von 1000 Patienten betroffen sind
  • „selten” heißt, dass einer auf 1 000 bis 10 000 Behandelten betroffen ist
  • „sehr selten”, dass maximal einer von 10 000 Behandelten betroffen ist

 

Immer zur richtigen und gleichen Zeit einnehmen

Blutdruck und Stoffwechselvorgänge folgen zum Beispiel einem Tagesrhythmus, daher müssen diverse Wirkstoffe zu bestimmter Tageszeit oder mit zeitlichem Abstand zum Essen eingenommen werden:

  • „auf nüchternen Magen“: 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit oder frühestens 2 Stunden danach
  • „vor dem Essen“: 30 bis 60 Minuten vor der Mahlzeit
  • „nach dem Essen“: 30 bis 60 Minuten nach der Mahlezeit

Das Medikament täglich zur gleichen Zeit einnehmen, damit ein gleichmäßiger Wirkstoffspiegel im Blut erreicht wird. Besonders wichtig ist das zum Beispiel bei Antibiotika, Hormonpräparaten wie der Pille und starken Schmerzmitteln. Immer wieder brechen Patienten etwa die Antibiotikaeinnahme ab, sobald sich die Beschwerden bessern. Hierbei kann die Infektion nochmals aufflackern, außerdem forciert man die Resistenzentwicklung und das Medikament wirkt bei einer abermaligen Einnahme im schlimmsten Fall nicht mehr.

 

Auch Lebensmittel können interagieren

Am besten ist es – wenn nicht anders verordnet – Tabletten/Kapseln mit einem Glas Leitungswasser (Achtelliter) oder stillem Wasser in aufrechter Position und nicht im Liegen zu nehmen. Den Kopf beim Tablettenschlucken nie zu sehr in den Nacken legen, dabei verengt sich die Speiseröhre und erschwert die Einnahme.

Medikamente können auf vielfältige Weise direkt oder indirekt mit Lebensmitteln wechselwirken. Relevante Interaktionen sind ebenfalls im Beipacktext verzeichnet. Wer beispielsweise über einen langen Zeitraum hinweg einen „Magenschutz“, sprich Protonenpumpenhemmer, schluckt, bei dem kann sich die Aufnahme von Vitamin B12 – wichtig für Nervensystem und Bildung von roten Blutkörperchen – verringern. Hier nur ein paar Beispiele zu unerwünschten Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln:

  • Milch und Milchprodukte: Das enthaltene Kalzium kann im Magen mit bestimmten Wirkstoffen schwerlösliche Verbindungen eingehen, sodass die Wirkung der Arznei abgeschwächt wird. Bestimmte Antibiotika (z.B. Ciprofloxacin), Medikamente gegen Osteoporose oder das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin gehören dazu. Zwischen der Tabletteneinnahme und dem Verzehr eines Milchproduktes muss ein Abstand von mindestens zwei Stunden liegen.
  • Tee und Kaffee: Schwarzer und grüner Tee sowie Kaffee enthalten Gerbstoffe, die bestimmte Stoffe an sich binden und die Aufnahme im Darm behindern können. Das gilt für bestimmte Eisenpräparate oder etwa Mittel gegen Depressionen.
  • Grapefruchtsaft: Der Bitterstoff in der Grapefrucht hat Einfluss auf die Wirkung etlicher Medikamente. Schon ein Glas Saft oder eine halbe Grapefruit kann drastische Veränderungen in der Wirksamkeit hervorrufen, die mitunter tagelang anhält:

Grapefrucht verstärkt die Wirkung zum Beispiel von immunsupprimierenden Mitteln, Blutfettsenkern, Wirkstoffen zur Behandlung von Gefäß- und Herzkrankheiten, von Mitteln gegen Erektionsstörungen oder solchen. Sie vermindert die Wirkung von bestimmten Blutdrucksenkern oder etwa dem Chemotherapeutikum Cyclophosphamid.

  • Alkohol: Auf ihn soll man bei Medikamentennahme grundsätzlich verzichtet.
  • Grünes Gemüse: Wer Blutgerinnungshemmer der Sorte Vitamin K-Antagonisten wie Warfarin (Marcumar) einnehmen muss, soll nicht plötzlich große Mengen von Spinat, Brokkoli oder Kohl essen, weil diese Gemüse Vitamin K enthalten und sich die Wirkung des Medikaments abschwächt. Niemand muss aber auf das grüne Gemüse verzichten, wenn es regelmäßig verzehrt wird, kann die Ärztin oder der Arzt die Dosis von Marcumar richtig anpassen.

 

Pflanzliche Mittel und Chemie vertragen sich nicht immer

Heilkräuter und pflanzliche Arzneien können alleine eingesetzt, eine sanfte Alternative zu synthetischen Medikamenten sein, in Kombination können sie genauso wie Nahrungsergänzungsmittel interagieren und unerwünscht wirken. Die Hausärztin/den Hausarzt immer über die Einnahme nicht verschreibungspflichtiger Gesundheitspräparate informieren. Beispiele für Pflanzenmittel, die wechselwirken können:

  • Johanniskraut: Johanniskrautpräparate werden oftmals bei leichten depressiven Verstimmungen als Alternative zu Anti-Depressiva eingenommen. Johanniskraut kann die Wirkung zum Beispiel von der Pille, Cholesterinsenkern und auch vom Asthma-Mittel Theophyllin abschwächen. Es erhöht auch die Lichtempfindlichkeit, daher soll man intensive Sonnenbäder meiden.
  • Gingko: Nahrungsergänzungsmittel mit Gingko werden von vielen Menschen vorbeugend gegen Gedächtnsiprobleme und zur besseren Durchblutung im Gehirn eingenommen. In Kombination mit Medikamenten zur Blutverdünnung kann sich die Blutungsneigung erhöhen.
  • Thymian: Das schleimlösende Kraut ist ein natürliches Mitte, um das Abhusten von Sekret zu erleichtern. Die gleichzeitige Einnahme von Thymianpäparaten und einer hustenreizlindernden Arznei mit Dextromethorphan ist kontraproduktiv, weil sich deren Wirkungen aufheben. Morgens den Schleimlöser Thymian und abends den Hustenreizstiller einnehmen.

 

Rauchen kann die Wirkung abschwächen

Wer raucht, muss damit rechnen, dass Medikamente nicht wie erwartet wirken. Die Ärztin oder der Arzt muss bei Rauchern die Dosis etwa von Schmerzmitteln oder Betablockern gegen Bluthochdruck erhöhen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Rauchen und Diabetes: Rauchen ist mit einer erhöhten Insulinresistenz verknüpft. Außerdem bewirkt Nikotin eine Verengung der Blutgefäße, was die Insulinaufnahme verringert – vor allem, wenn das Insulinspritzen und das Rauchen zeitlich nah beieinander liegen (etwa innerhalb von 30 Minuten).

Rauchen und Anti-Baby-Pille: Diese Kombination erhöht das Risiko für Thrombosen und Herzinfarkt erheblich.

Fotos: freepik

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