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Multiprofessionelle Begleitung von Long-Covid-Patient:innen im Gesundheitszentrum

Long Covid ist eine Herausforderung für die Primärversorgung. „In unserem Gesundheitszentrum arbeiten verschiedene Berufsgruppen zusammen. Da Long Covid Patient:innen individuell, umfassend und nach Symptomen behandelt und begleitet werden müssen, haben wir im Team von Hausarztmedizin Plus in Haslach einen Leitfaden für die Betreuung erstellt. Rund zehn Long-Covid-Patient:innen werden derzeit längerfristig vom Therapeutenteam begleitet“, sagt Physiotherapeutin und Projektkoordinatorin Elisabeth Reiter.

Nach der ärztlichen Abklärung werden die Patient:innen zugewiesen. Im Schnitt sind die Betroffenen, die betreut werden, zwischen 30 und 65 Jahre alt. Zusätzlich zur spezifischen Befundung der einzelnen Therapeut:innen wurde ein Assessment zur einheitlichen Dokumentation erstellt.  

„Die Behandlung durch einen oder mehrere therapeutische Berufe ist auf eine längere Begleitung ausgerichtet und findet drei- bis vierwöchig statt“, erklärt Reiter. Das Therapiekonzept orientiert sich an der Long Covid-Leitlinie S1 der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin ÖGAM. 

Je nach Symptomen und Bedürfnis wird mit Arzt und im Team ein individuelles Therapiekonzept ausgearbeitet. Es kann aus dem Leistungsangebot von Physiotherapie, Gesprächstherapie, Ergotherapie, Logopädie, Sozialarbeit und Diätologie gewählt und die Behandlung auf die Betroffenen abgestimmt werden. In wöchentlichen Teambesprechungen kann reagiert und eventuell die Behandlung adaptiert werden. 

Leistungsspektrum in der Behandlung

Beispiele:

  • Physiotherapie kommt zum Beispiel bei Nerven- und Muskelschmerzen oder zur Atemtherapie zum Einsatz. Pacing und Coping sind ein Thema. Bei Fatigue und Erschöpfung dürfen die Menschen nicht über ihre Grenzen gehen. „Wir helfen den Patien:innen im Umgang mit ihren momentanen Einschränkungen und Ressourcen, geben Tipps und Übungen zur Alltagsbewältigung“, sagt Reiter.
  • Gesprächstherapie kann zum Beispiel bei Depression und Angststörung helfen, aber auch beim Umgang mit Fatigue sowie zur Akzeptanz der belastenden und herausfordernden Situation unterstützen.
  • Ergotherapie hilft bei Strategien zur Alltagsbewältigung oder etwa mit kognitivem Training bei Gedächtnis- oder Konzentrationsstörungen.
  • Logopädie kann zum Beispiel mit Riechtraining Störungen des Geruchssinns entgegen wirken.
  • Sozialarbeit unterstützt mit Beratung und Information über weiterführende Hilfsangebote oder hilft bei Reha-Antrag, Befreiungen etc.
  • Diätologie kann etwa mit Genusstraining bei einer Einbuße des Geschmackssinns helfen oder es wird ein Ernährungsplan zum Muskelaufbau nach langer Bettlägrigkeit erstellt.

„Wir haben in der Praxis gemerkt, wie wichtig es unseren Patient:innen ist, dass sie über einen längeren Zeitraum begleitet werden und so über Monate hinweg einen Ansprechpartner oder -partnerin in ihrer belastenden Situation haben. Niemand kann voraussagen, wie schnell oder langsam die Genesung bzw. eine Besserung der Beschwerden eintritt. Die gute Therapeuten-Patientenbeziehung hilft bei Rückschlägen und motiviert zum Durchhalten. Bei fast allen Long Covid-Patient:innen, die wir bisher bereut haben, hat sich zumindest eine Verbesserung eingestellt“, erzählt die Physiotherapeutin Elisabeth Reiter. 

 

Foto: freepik

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